1795 – 1875
Ein Ringlein, von dem Finger
mir gezogen,
Will ich dir heut’ zu kleinen
Gabe spenden,
Daß du es trägst an deinen
gütgen Händen,
Die so viel Liebes mir schon
zugewogen.
Es funkelt dir in hellen
Lichtswogen;
Willst du einmal es nach der
Sonne wenden,
Wird es zurück dir ihre
Strahlen senden
In Farben, spielend gleich dem
Regenbogen.
Warum ich will dies Ringlein
heut’ dir schenken?
Weils ist der Ewigkeit
sinnbildlich Zeichen,
Will ich es dir zum Angebinde
reichen.
So trag es mir zum steten
Angedenken,
Denn ob enteilen uns die
flüchtgen Stunden,
Nicht bloß für diese Welt sind
wir verbunden.
1795 – 1875
Zum heutgen Tage nimm dies
goldne Täßchen
Mit deinem Lieblingstrank es
dir zu füllen,
Den trinkst du offen, lieber
noch im Stillen,
Von dem du tränkest gern ein
ganzes Fäßchen.
Du zürnst mir nicht, will ich
in dieses Späßchen
Die kleine Gabe neckend dir
einhüllen,
Denn immer ist ein Scherzchen
dir zu Willen,
Dem gibst du gern zum
Schutzbrief ein Freipäßchen.
Und red’ ich zu dir in
Diminutiven,
Die wollt’ ich gern in ein
Sonettchen weben,
Daß sie darin in weichem
Schoße schliefen:
So will dich selbst ich
niemals doch verkleinern,
Vielmehr dich stets nach
Würden hoch erheben,
Denn thät ich’s nicht, so wär’
das Herz mir steinern.
1795 – 1875
Das neue pflegst du gerne
stets zu loben,
Weil lockend will es in die
Augen blinken,
Drum soll dir jetzt das
allerneuste winken,
Was ich für dich besonders
aufgehoben.
Ein Vöglein ist’s, das
flattert hin nach oben,
Die Flügel breitend hin zur
Rechten, Linken,
Doch möcht’ es an die Brust
dir gerne sinken,
Zum Schmuck sich dort als
Nadel zu erproben.
Es trägt auf seinen Flügeln
Diamäntchen,
Die blitzend funkeln i dem
Licht der Sonne,
Und in den Augen hat es zwei
Rubinchen.
Ich schenk’ es dir, weit
selbst ein Brilläntchen
Du bist uns längst zu unsers
Herzens wonne,
Ein muntres Frühlingsvböglein,
liebes Linchen.
1795 – 1875
Wenn darf ich frei mir
Blümchen suchen aus,
Wie blühend will der Lenz
hervor sie locken,
So wähl’ zuerst ich helle
Maienglocken,
Und binde dir ein hübsch Boukettchen
draus.
Dann füg’ ich noch dem duftgen
Maienstrauß
Dir gerne bei die schneeweißen
Flocken,
Und wisch sie dir von den
Thautröpflein trocken,
Die tranken sie zum frischen
Morgenschmaus.
Ein Tülpchen dann, ein
Jerichröschen fein,
Ein Primelchen, das blühet wie
verborgen,
Schling’ ich mit Lust dir noch
ins Stäußchen ein.
Und wenn sich ein
Pfingstnelkchen drein noch flicht,
Wie hell es aus der Knospe
bricht am Morgen,
Dann gibts ein schöner
Frühlingssträußchen nicht
1795 – 1875
O Mond April, der zwischen
Sonn’ und Regen
Sich launisch wiegt in
wechselnden Gestalten,
Jetzt lächelnd, dann umtost
von Sturmgewalten,
Wie schlügen warm die Herzen
dir entgegen?
Du fuhrst von je auf trotzig
kühnen Wegen,
Auf Flocken, die in
Sonnenblitzen strahlten,
Auf Wolken, die mit schwarzem
Saum sich malten,
Und stürztest dich in wilden
Braus verwegen.
Und doch, wie dürft ich wagen,
dir zu grollen?
Drei meines Namens sind in dir
geboren,
Und haben dir des Daseins dank
zu zollen.
Und der ich mich zu Treuen
einst verschworen,
Wie könnt’ ich je der süßen
Wiege schmollen,
In deinem Frühlingsschooß ihr
auserkoren!
1795 – 1875
im Mai bist du, ein
Frühlingskind, geboren,
Wo lacht der Lenz auf
blumenreichen Matten,
Wo breiten sich die leichten
Laubesschatten,
Wo rauscht das Bächlein, sonst
zu Eis gefroren.
Die Sonne tritt aus ihren
goldnen Thoren,
Mit neuer Lust dem Morgen sich
zu gatten,
Und will im Winter Sangeslust
ermatten,
Ist sie dem Frühling zum
Geleit erkoren.
So mög’ der Lenz dir selber
blühend lachen
In eigner Brust, sie lieblich
dir zu schmücken
mit Frühlingslust zu wonnigem
Entzücken.
Und weil du bist ein Maienkind
zu heißen,
Will ich als solches immer
gern dich preisen,
So lang ich darf im Wonnemond
erwachen.
1795 – 1875
Ein rauher Mond, so ist er
wohl zu heißen,
Der breitet jetzt die
winterlichen Schwingen,
Doch ist ers werth, ihn
festlich zu besingen
Vor andern, die im Jahreslaufe
kreisen.
Zum schönen Christfest will er
hin uns weisen,
Dem Engel ihre Jubellieder
bringen,
Die durch die Nacht in hellen
Lauten dringen,
Die größte That, die je
geschah, zu preisen.
Wer diesen Mond zur Wiege sich
erkoren,
Ist, ob ein Winterkindlein
auch zu nennen,
Doch unter Glückessternen
einst geboren.
So soll dich denn ihr helles
Licht begleiten,
Dir lieblich stets in goldnen
Flammen brennen,
Zu deiner Lust bis zu den
fernsten Zeiten.
1795 – 1875
Dein frischer Geist sprüht
immer helle Blitze,
Daran ich darf den eignen mir
entzünden,
Drum eben wollt’ ich gern mich
dir verbünden,
Und werth ist mirs, daß ich
dich noch besitze.
Ob auch dein Wort hat manche
scharfe Spitze,
Bist du gelind doch in des
Herzens Gründen,
Und weil du mirs thatsächlich
weißt zu künden,
Ists, daß dein Wort mir auch
nicht Wunden ritze.
Wenn traulich ich an deiner
Seite sitze,
Gedenkend mit dir der
vergangenen Zeiten,
Wie viel darf sich vor unsre
Blicke breiten;
Wie viel, was wir in
unvergessnen Stunden
Erlebt gemeinsam, was wir warm
empfunden,
Was wir gelitten in des Lebens
Hitze!
1795 – 1875
Wenn gern zurück die Blicke
willst du wenden,
Zurück dich gern in den
Gedanken sinnen,
So wär’ es wohl ein schön und
leicht Beginnen,
Daß deine Augen hier und dort
mich fänden.
Wenn vor dem Blick die Tage
dir noch ständen,
Wo uns im Schooß der schönen
Alpen innen
So manches Stündlein wollt’ im
Flug zerrinnen,
Du brächtest einen Gruß mir
gern zu Händen.
Ich selbst, der dieß
Sonettchen will dir senden,
Gedenke noch mit Lust der
schönen Stunden,
Da dort wir waren traulich
einst verbunden.
Doch ach! es scheint, du
selbst hast sie vergessen,
Wie muß aus deinem Schweigen
ich ermessen,
Als ob dir Fesseln Hand und
Zunge bänden.
1795 – 1875
Du weilst von mir in fernen,
fernenj Weiten,
So kann ich dir nur einen Gruß
entsenden,
Ein Briefchen nur dir bringen
zu den Händen,
Ein Verschen nur zu deinen
Ohren leiten.
Doch weiß ich, daß du noch zu
allen Zeiten
Gern die Gedanken willst nach
mir hinwenden,
Und daß, ob wir uns Aug in Aug
nicht fänden,
Erklingen doch mir deines
Herzens Saiten.
So bist du nah mir, ob die
weiten Fernen,
Ob Zeit und Raum uns von
einander trennen,
Ob wir uns nicht, vielleicht
nicht wieder sehen.
Denn eins doch können niemals
wir verlernen,
Daß wir als treue Freunde
stets uns kennen,
Ob auseinander unsre Wege
gehen.
1795 – 1875
Leicht fliegen dir die
Blriefchen von der Hand,
Und flattern hin und her nach
allen Seiten,
In Nähen bald, bald in die
fernsten Weiten,
Zu schlingen neu der alten
Freundschaft Band.
Das letzte, das sich
freundlich zu mir fand,
Es mahnet mich an längst
vergangne Zeiten,
Die willst lebendig vor den
Blick du breiten,
Daß mir dein Bild wie vor den
Augen stand.
Wir haben lang nicht wieder
uns gesehn,
Doch bist du mir nach Jahren,
dreimal sieben,
Der Alte noch in alter Treu
geblieben.
Mag uns der letzte Rest der
Zeit verwehn,
Wir wollen, was wir noch zu
leben haben,
An manchem Briefchen fröhlich
noch uns laben.
1795 – 1875
Was ward vordem uns Liebes
zugemessen,
Nicht schnöde sei es je von
uns vergessen,
Nein, immer wollen gern wir
dran gedenken,
was wollten uns die vorgen
Tage schenken.
Wie wir zusamm sind traulich
oft gesessen,
Was hoch uns hob, was wollt’
das Herz uns pressen,
Laß gern darauf die Blicke
noch uns lenken,
Es bleib’ uns stets ein
werthes Angedenken.
Wenn ging’ ich jemals deinem
Sinn verloren,
Die wir uns ewge Freundschaft
einst geschworen,
Ich müßte dir mit bittern
Worten grollen.
Doch nein, ich weiß, daß ich
dir im Gedächtniß
Noch hafte stets als bleibendes
Vermächtnis,
Ob auch die Zeit mag hin im
Fluge rollen.
1795 – 1875
Wie an den Reben, die sich
grünend ranken,
Die Trauben rings zu süßem
Moste schwellen,
Die Augen uns mit jungem Wein
zu hellen,
So wogen im Sonett dir die
Gedanken.
Drum dir mit warmem Wort dafür
zu danken,
Soll dies Sonettchen mit des
Tones Wellen
Mir von dem Munde dir zum Lobe
quellen,
Doch nicht mit deinem treten
in die Schranken.
Wer nach dem Rhein in weichem
Schooß darf sitzen,
in lauen Winden, rebengrünen
Auen,
Dem kann ein Verschen leicht
vom Munde blitzen.
Wir, die vor uns wir
Bergesketten sehen,
Die sich mit Eis im Frühling
noch umbauen,
Wir hören Wintersturm ums
Haupt uns wehen.
1795 – 1875
Ob auch der Jahre zählst du
zehnmal sieben,
Darf dir das Herz noch warm
und feurig schlagen,
Der Geist sich hoch in
leichtem Schwunge tragen;
Im Alter selbst bist du noch
jung geblieben.
Noch darfst du wünschen,
hoffen, hassen, lieben,
Wie du gethan in deinen
jüngsten Tagen;
Das Schwerste selbst willst du
noch muthig wagen,
Als wär’ dein Geist aus erz
und Stein getrieben.
Und wo du siehst im
frischbewegten Leben
Das Rad der Zeit im Fluge
vorwärts rollen,
Da greifst du nicht in seine goldnen
Speichen.
Was da und dort zum Bessern
will aufstreben,
Sich neu gestalten, kannst du
nicht begrollen,
Ob aus den alten Bahnen mag es
weichen.
1795 – 1875
Es heißt: „Dem Helfer hilft
der Helfer droben“;
So ist für all dein liebevoll
Bestreben,
Den Andern dich aufopfernd
hinzugeben,
Der rechte Lohn dir auch schon
aufgehoben.
Als hilfreich ließt du immer
dich erproben;
In manches arme,
schwergedrückte Leben
Warst du bemüht, den linden
Trost zu weben,
Der aus dem Leid das Herz
emporgehoben.
So wird das Glück im eignen
Haus dir blühen,
Und manche Noth, die will den
Muth dir beugen,
Vorüber dir vor Abend wieder
ziehen.
Dem vollen Lohn wir noch
entgegen wandern,
Dann wird es sich erst
offenkundig zeigen:
Der Helfer hilft dem, der
geholfen Andern.
1795 – 1875
Du wünschest nichts, so ist es
schwer zu geben,
Womit man mag dich irgend noch
erfreuen,
Und wollt’ ich dir auch Gold
und Perlen streuen,
Du würdest sie nicht auf vom
Boden heben.
Doch dies wirst du mir
freundlich wohl vergeben,
Sonst müßt’ ich es aufs
Bitterste bereuen,
Daß zu den alten Verschen ich
die neuen
Dir fort und fort darf um die
Stirn noch weben.
und wärs denn nicht, daß noch
ein Tröpflein schlürfen
Sich immer lässet aus des
Glückes Wogen,
Warum sollt’ ich nichts geben,
wünschen dürfen?
Und wenn ein Reimchen klinget
von den Saiten,
Ein Wünschen, das dir
freundlich ist gewogen,
Darf es dann nicht zu deinem
Ohr sich leiten?
1795 – 1875
Nicht leicht wars, was du
jüngst hast übernommen,
In dreier Männer
frohgescharter Mitte
Zu wandeln stets mit edler
Frauensitte,
Doch hast du ganz uns für dich
eingenommen.
Du löstest schon, was du dir
vorgenommen,
Daß gern wir folgten jedem
deiner Tritte,
Dem Wink uns fügten, jeder
leisen Bitte,
Die lauschend wir von deinem
Mund vernommen,
So sei denn freundlich von dir
angenommen
Der wärmste Dank für dein so
zartes Walten,
Das heimlich wußt’ uns Alles
zu gestalten.
Und wird im nächsten Sommer
unternommen
Die Reise wieder nach den
schönen Bergen,
So woll’ in deinem Schooß uns
schützend berben.
1795 – 1875
Ich hänge Bildchen mir an alle
Wände,
Mein Zimmerchen mir rings
damit zu säumen,
Hierin und dorthin mich zurück
zu träumen,
Wohin so gern ich meine Blicke
wende.
Und wo ich irgend noch ein
Bildchen fände,
Bemalt mit Bergen, Felsen,
schlanken Bäumen,
Mit Wasserfällen, die in
Silbern schäumen,
Wie wohl das meinem stübchen
noch anstände!
eins fehlt mir, das am
Liebsten doch ich schaute,
Darauf der junge Morgen
dämmernd graute,
Auf Wald und Fluren sich herab
zu neigen.
So gib es mir von deiner Hand
zu eigen,
Der immer leicht die bunten
Farben fließen,
Und laß recht bald mich deine
Kunst genießen.